Sicherheitsgedanken bei der Deichverteidigung bzw. beim Sandsackverbau

Das aktuelle Hochwasser stellt Einsatzkräfte vor eine große Herausforderung. Auf Grund von starken Niederschlägen müssen Deichanlagen zum Schutz der Bevölkerung verteidigt werden. Doch was muss aus sicherheitstechnischer Sicht bei der Deichwehr beachtet werden?

Für Hochwasserabwehrmaßnahmen gegen Überströmen der Deiche, bei Böschungsschäden, zur Deichfußsicherung, bei Quellbildung am Deich und bei Deichbrüchen sind Sandsäcke meist das erste Mittel der Wahl.

Sandsäcke werden in der Regel an zentralen Sammelpunkten befüllt und zum Abtransport vorbereitet. Ein Sandsack ist zu ca. 50 % mit Sand zu befüllen. Ein Mehr an Füllgrad belastet Helfende und führt kaum spürbar zu einer schnelleren Fertigstellung von Schutzbauten. Achten Sie zusätzlich auf ausreichend Pausen und eine angemessene Versorgung der Helfenden, da diese Einsätze oft langwierig sind. Die Sandsäcke sind zu falten oder zu verschnüren und mit der Öffnung gegen den Strom zu stapeln. Sollten hierzu Kabelbinder genutzt werden, sind diese nicht abzuschneiden, um scharfkantige Stellen zu vermeiden. Helfende müssen mit geeignete Handschuhen beim Befüllen und Transport der Säcke ausgestattet werden, um Handverletzungen entgegenzuwirken. An dieser Stelle der Tätigkeitskette werden oft kaum Pausen eingelegt, weil jeder nachgelagerte Posten nach Material ruft. Führungskräfte haben hier insbesondere auf Erholung und Wechsel der Kräfte sowie auf angemessene Hygienemaßnahmen (z. B. während der Einnahme von Mahlzeiten) zu achten. Als Standort für Befüllstationen eignen sich Lagerhallen, da diese gut vor Witterungen schützen.

Sind Schadstellen am Deich noch mit Radfahrzeugen zu erreichen, so erfolgt der Weitertransport der Sandsäcke in der Regel auf Paletten mittels LKW, Muldenkipper oder Traktoren mit Anhänger. Eine Palette fasst ca. 60 Säcke, wobei eine Palette zwischen 0,8 bis 1,2 Tonnen wiegt. Die Be- und Entladung erfolgt dann mittels Radlader, Gabelstapler oder per Hand. Beispielsweise ist bei der Errichtung einer Quellkade, welche aus einem Radius von 5 m und einer Höhe von 1 m besteht, mit einem Bedarf von bis zu 4.000 Sandsäcken zu rechnen, was ungefähr 67 Paletten entspricht! Paletten sind so zu stapeln, dass diese eine Ladeeinheit bilden, um sicher an den Einsatzort transportiert werden zu können. Hierzu hat sich das Einfolieren der Palette bewährt. Ebenso ist diese Ladung auf den Fahrzeugen ausreichend zu sichern. Zur Bedienung der Be- und Entladegeräte ist fachkundiges Personal zu wählen und vorzuhalten. Hier hat sich die Kooperation mit ortsansässigen Unternehmen (z. B. Baufirmen, landwirtschaftliche Unternehmen und Baubetriebshöfe) bewährt. Auch können spezialisierte Hilfsorganisation zur Unterstützung herangezogen werden.

Das Ladegut ist mittels Maschinentechnik möglichst nah an die Schadstelle zu führen. Zum direkten Verbau / Transport auf bzw. am Deich werden in der Regel Menschenketten eingesetzt. Wählen Sie die Abstände nicht größer als 1 m zwischen zwei Helfenden, um ein Werfen bzw. Schwingen des Sackes entgegenzuwirken, was eine erhöhte körperliche Belastung darstellt. Achten Sie auch auf Austauschpersonal. Kaum jemand gibt in einer Gefahrensituation zu, an ihre bzw. seine körperlichen Grenzen zu kommen und Hilfebedürftige vermeintlich im Stich zu lassen. Festes Schuhwerk / Stiefel bieten Schutz vor fußseitiger Kälte / Nässe und bieten sicheren Halt. Wege die häufiger genutzt werden, sollten befestigt werden. Zudem ist der Schutzanzug und weitere Bekleidung der Witterung entsprechend zu wählen.

Bei Arbeiten auf dem Deich bzw. an der Wasserseite sind Einsatzkräfte gegen Ertrinken und Mitreißen bei Sturz ins Wasser zu sichern, z. B. durch Rettungswesten, Watthose mit Leine, Rettungsboot. Eine Arbeit an der Wasserseite oder an schmalen Deichanlagen gilt als gefährliche Alleinarbeit. Es haben somit immer mind. 2 Hilfeleistende gemeinsam zu agieren.

Elementar zur eigentlichen Verteidigung ist eine permanente Erkundung des Deiches. Deichlaufende müssen über Kenntnisse der Schadstellen und deren schadensverursachende Wirkung verfügen, um Gefahren z. B. nahende Deichbrüche rechtzeitig zu erkennen, damit Mannschaft und Gerät in Sicherheit gebracht bzw. Gegenmaßnahmen ergriffen werden können. Dabei ist auf eine ausreichende Kommunikation zu achten, z. B. Funk- und Markierungsgerät für Schadstellen.