Sicherheitsgedanken bei der Deichverteidigung bzw. beim Sandsackverbau
Der Jahreswechsel 2023/24 und auch das Oder-/Elbehochwasser 2024 stellten Einsatzkräfte vor eine große Herausforderung. Infolge starker Regenfälle mussten Deichanlagen zum Schutz der Bevölkerung verteidigt werden. Sandsäcke sind bei Hochwasserabwehrmaßnahmen gegen ein Überströmen der Deiche, bei Böschungsschäden, zur Deichfußsicherung, bei Quellbildung am Deich oder bei Deichbrüchen meist das Mittel der Wahl. Welche sicherheitstechnischen Aspekte müssen bei der Deichwehr beachtet werden?
Sandsäcke werden in der Regel an zentralen Sammelpunkten befüllt und zum Abtransport vorbereitet. Ein Sandsack ist zu circa. 50 Prozent mit Sand zu füllen. Die Säcke stärker zu füllen, belastet Helfende, beschleunigt aber die Fertigstellung von Schutzbauwerken kaum. Die Sandsäcke werden gefaltet oder verschnürt und mit der Öffnung gegen den Strom gestapelt. Sollten Kabelbinder genutzt werden, dürfen diese nicht abgeschnitten werden, um scharfkantige Stellen zu vermeiden.
Helfende müssen beim Befüllen und Transport der Säcke geeignete Handschuhe tragen, um Verletzungen vorzubeugen.
Als Standort für Befüllstationen eignen sich Lagerhallen, weil sie gut vor Witterung schützen und sich leicht eine ausreichende Beleuchtung installieren lässt, falls sie nicht bereits vorhanden ist. Zum Befüllen sollten bevorzugt Sandsackfüllmaschinen eingesetzt werden, weil sie Personal und Zeit sparen. Gute Erfahrungen wurden dabei mit Betonmischfahrzeugen gemacht. Der Sand kann über die Rutsche direkt in Säcke gefüllt werden.
Darüber hinaus sollte auf ausreichend Pausen und eine angemessene Versorgung der Helfenden geachtet werden, weil diese Einsätze oft lange dauern. Beim Füllen der Säcke werden kaum Pausen eingelegt, weil jeder nachgelagerte Posten nach Material ruft. Führungskräfte sollten hier besonders auf Erholung und Wechsel der Kräfte sowie auf angemessene Hygienemaßnahmen achten (z. B. während der Einnahme von Mahlzeiten)
Wenn Schadstellen am Deich noch mit Radfahrzeugen zu erreichen sind, erfolgt der Weitertransport der Sandsäcke in der Regel auf Paletten per LKW, Muldenkipper oder Traktor mit Anhänger. Jede Palette fasst ca. 60 Säcke und wiegt zwischen 0,8 und 1,2 Tonnen. Für den Bau einer einen Meter hohen Quellkade mit einem Radius von fünf Metern werden beispielsweise bis zu 4.000 Sandsäcke1) benötigt. Das entspricht in etwa 67 Paletten.
Das Be- und Entladen erfolgt per Radlader, Gabelstapler oder mit der Hand. Für einen sicheren Transport sind die Paletten so zu stapeln, dass sie eine Ladeeinheit bilden. Es hat sich bewährt, die Paletten zu folieren. Die Ladung muss auf den Fahrzeugen außerdem ausreichend gesichert werden. Die Be- und Entladegeräte sollten durch fachkundiges Personal bedient werden. Hier hat sich die Kooperation mit ortsansässigen Unternehmen (z. B. Baufirmen, landwirtschaftlichen Unternehmen und Baubetriebshöfen) bewährt. Auch spezialisierte Hilfsorganisation können zur Unterstützung herangezogen werden.
Das Ladegut ist mit Maschinentechnik möglichst nah an die Schadstelle zu führen. Zum direkten Verbau / Transport auf bzw. am Deich werden in der Regel Menschenketten eingesetzt. Die Abstände zwischen zwei Helfenden sollten nicht -mehr als einen Meter betragen, um ein Werfen bzw. Schwingen des Sackes entgegenzuwirken, was eine erhöhte körperliche Belastung darstellt. Achten Sie auch auf Austauschpersonal. Kaum jemand gibt in einer Gefahrensituation zu, an ihre bzw. seine körperlichen Grenzen zu kommen und Hilfebedürftige vermeintlich im Stich zu lassen. Festes Schuhwerk / Stiefel schützen vor Kälte / Nässe und bieten sicheren Halt. Wege die häufiger genutzt werden, sollten befestigt sein. Zudem ist der Schutzanzug und weitere Bekleidung der Witterung entsprechend zu wählen.
Bei Arbeiten auf dem Deich bzw. an der Wasserseite sind Einsatzkräfte gegen Ertrinken und Mitreißen bei Sturz ins Wasser zu sichern, z. B. durch Rettungswesten, Wathose mit Leine, Rettungsboot. Eine Arbeit an der Wasserseite oder an schmalen Deichanlagen gilt als gefährliche Alleinarbeit. Es haben somit immer mindestens zwei Hilfeleistende gemeinsam zu agieren.
Elementar zur eigentlichen Verteidigung ist eine permanente Erkundung des Deiches. Deichlaufende müssen über Kenntnisse der Schadstellen und deren schadensverursachende Wirkung verfügen, um Gefahrenwie nahende Deichbrüche rechtzeitig zu erkennen, damit Mannschaft und Gerät in Sicherheit gebracht oder Gegenmaßnahmen ergriffen werden können. Dabei ist auf eine ausreichende Kommunikation zu achten, dazu zählt etwa Funk- und Markierungsgerät für Schadstellen.
Werden Deichlaufende von Privatpersonen unterstützt, sind diese während der Dauer ihres Einsatzes – einschließlich der Wege dorthin und zurück – über ihre zuständige Unfallkasse versichert. Deren Auftraggebende leiten eine mögliche Unfallmeldung an die Unfallkasse Brandenburg weiter.